Archiv für Juni 2016

Wer keine Tante hat, ist zu bedauern!
Die Dissonanten Tanten auf dem Deutschen Chorfest

einsingen

Gute Laune beim Einsingen vor der Hochschule für Musik

EC 113 rollt in den Stuttgarter Hauptbahnhof ein. An Bord: Die Dissonanten Tanten auf dem Weg zum Chorfest. Dieser Weg wird kein leichter sein, denn diverse Baustellen fordern so manchen Umweg. Doch dank ausreichend Puffer erreicht das Rollkoffergeschwader die Hochschule für Musik lange vor der Zeit. Einsingen unter freiem Himmel, Passanten bleiben stehen, applaudieren. Das macht Laune, der Chorfest-Funke springt über.

Letzte Stylingmaßnahmen

Letzte Stylingmaßnahmen

Im Gebäude dann werden wir von unserer Chorfest-Betreuerin empfangen, die uns durch lange Gänge zu unserer Garderobe führt. Wir passen alle in einen Aufzug – logisch, dass wir spontan „Der Fahrstuhl nach oben ist besetzt“ singen, was in diesem Fall wirklich stimmt. Das Überstreifen der pinkfarbenen Schuhe weckt Bühnenlaune, fertig gestylt marschieren wir zum Kammermusiksaal, klackediklack machen die Absätze. Wir hören die letzten Klänge und den Applaus für den Vorgängerchor, dann ist die Bühne unsere.

DiTa_HoMu_P1050444_web

Tolle Akustik im Kammermusiksaal

Schon bei unseren ersten Tönen sind wir begeistert: Was für eine Akustik auf der Bühne! Selten haben wir uns gegenseitig so gut gehört, unser A-cappella-Programm „Little stories in Jazz“ singt sich fast von selbst. Es besteht vorwiegend aus Kompositionen (Bebop Tune, Balooga Dance) und Arrangements (Straighten up and fly right, Lullaby of Broadway, How high the Moon, Wer keine Tante hat, ist zu bedauern) unserer Chorleiterin Viola Engelbrecht. Das dadaistische „Rosenstück“ von Gabriele Hasler überrascht die Zuhörenden mit seiner Verwirbelung zerhackter Poesiealbum-Sprüche und bringt sie zum Kichern.

Danach streifen wir die Bühnenschuhe ab und lassen uns in der Stadt von der Chorfest-Atmosphäre treiben. Überall singt und klingt es, bei unserer Rast im Café ertönt Mozarts Kleine Nachtmusik von einem Lindauer Chor in Dirndln und Krachledernen. Wir erwidern: „Wer keine Tante hat, ist zu bedauern“, sozusagen unser musikalisches Elevator Statement. Dann wird es Zeit, wir treffen uns auf den Stufen des Rathauses, wo unser zweites Tageskonzert ansteht. Als kleinen Werbeblock und zum Warmsingen lassen wir dort „How high the Moon“ ertönen, das vielleicht den einen oder anderen Besucher später in den Großen Sitzungssaal gelockt hat.

DiTa_rathaus_P1090141_web

Volles Haus im Großen Sitzungssaal des Stuttgarter Rathauses

Hier ist der Andrang beachtlich, zwischen den Konzerten gibt es eine Zuschauerumwälzung, der wir nur entgehen, weil uns eine Betreuerin per Schleichweg auf die Bühne lotst. Wo sonst Stuttgarter Politiker debattieren, singen wir unsere Little Stories nochmal vor vollbesetztem Saal und unterhalten diesen augenscheinlich ziemlich gut. Danach heißt es: den Adrenalinspiegel wieder auf Normalmaß fahren und anderen Chören lauschen.

Wir haben uns sehr wohlgefühlt – wo Menschen singen, da ist gut sein. Wir danken den vielen Helferinnen und Helfern für die großartige Organisation. Chorfest, du warst toll!

Fotos: Alice Heidepriem, Hermann Löschinger, Mark Müller